Die Klimavariabilität zu Zeiten früher mesoamerikanischer Siedler

Sampling in the submerged Naharon cave

Speläotheme sind wertvolle Archive für Informationen über vergangene Klima- und Niederschlagsschwankungen. Die Naharon-Höhle bei Tulum auf der Halbinsel Yucatán, Mexiko, beherbergte ein frühholozänes Skelett einer jungen Frau. Es wurde begraben im feinkörnigem Sand in der heute gefluteten Höhle gefunden. In einer neuen Studie eines besonders schnell wachsenden Stalagmiten dieser Höhle liefert ein Forscherteam um Sophie Warken und Wolfgang Stinnesbeck von der Universität Heidelberg, dem Naturkundemuseum Karlsruhe, der Khalifa University Abu Dhabi, der Universität Innsbruck und dem Museo del Desierto, Mexiko, nun Hinweise auf das Klima der frühen menschlichen Siedler.

Die Ergebnisse legen nahe, dass vergangene Veränderungen der Sonnenaktivität synchron zum Auftreten von Dürren während des frühen Holozäns vor ca. 11.000 - 9.500 Jahren sind. Dieser Zeitraum ist Teil des letzten großen Klimawechsels, der mit dem Ende des letzten Glazials beginnt. Vor 11.000 Jahren gab es auf der Nordhalbkugel noch Reste von Eisschilden und der Meeresspiegel war etwa 20 m niedriger als heute. Die Entstehung von Dürren ist möglicherweise auf eine Verbindung von Schwankungen der Sonnenaktivität und dem Auftreten von El-Nino-Ereignissen im tropischen Pazifik zurückzuführen.

Hochpräzise Altersbestimmungen und geochemische Element- und Isotopenanalysen der Zusammensetzung des Speläothems sprechen für das häufige Auftreten von starken Dürreperioden auf der nördlichen Halbinsel Yucatán. Daher ist es wahrscheinlich, dass die frühesten Menschen Mesoamerikas sowohl den steigenden Meeresspiegel als auch eine bedeutende Klima-Instabilität erlebten.

Die Autoren schließen daraus, dass moderate Ändeurngen in der Sonnenaktivität, wie sie in den Sonnenfleckenzyklen und der Produktion von Radiokohlenstoff in der Atmosphäre belegt sind, eine Rolle bei der Erwärmung des tropischen Pazifiks und der anschließenden Entwicklung von El-Nino-Ereignissen alle paar Jahre gespielt haben könnten. Diese Ereignisse erhöhten die Wahrscheinlichkeit von schweren Dürren auf der nördlichen Yucatán-Halbinsel während des frühen Holozäns. Ähnliche Beobachtungen wurden bereits für die klimatischen Randbedingungen gemacht, die das Ende der Maya-Kultur im späten Holozän, also 7000 Jahre später, beeinflussten.

Demnach hatten schon die frühesten Siedler in Mesoamerika mit variabler Süßwasserversorgung und schweren Dürren zu kämpfen. Aus klimaphysikalischer Sicht liefern die Ergebnisse weitere Belege für einen Einfluss der solaren Variabilität auf die Modulation der Niederschlagsmuster in den Tropen.

Quelle: Warken, S. F., Schorndorf, N., Stinnesbeck, W., Hennhoefer, D., Stinnesbeck, S., Förstel, J., Steidle, S.D., Avilés Olguin, J., and Frank, N. 2021). Scientific Reports 11, 13885 https://doi.org/10.1038/s41598-021-93417-z

Fotos: Valentina Cucchiara, Jerónimo Avilés Olguin